Mittwoch, 21. August 2013

Die "Vision" - Zweiter Teil

Nach der "Szene" in der Werft, die schon allein sehr eindrücklich war, kam eine Szene, wo ich auf einer Art Deich stand.

Ich wohnte damals in südlichsten Süddeutschland und fuhr einmal pro Woche eine bestimmte Strecke zu meinen Großeltern (die anderen Großeltern, nicht zu meiner jetzt verstorbenen Großmutter) mit dem Rad. Die Strecke führte lange über einen Radweg, der leicht geschlängelt verlief und durch zwei Dörfer führt. Der Deich in dem Traum sah natürlich nicht aus wie der Radweg. Er verlief fast gerade, nur ganz leicht in einer schwachen Linkskurve, und war (wie es sich für einen Deich gehört :P) zu beiden Seiten abfallend. Aber irgendwie befand ich mich gefühlsmässig eben auf diesem Radweg. Ich fuhr auch mit meinem normalen Rad, wie sonst auch immer, und es war schon leichte Dämmerung. 

Zunächst fuhr ich noch nicht auf meinem Fahrrad, sondern wir beide standen einfach nur auf dem Deich. 
Ich fing an ihr Fragen zu stellen. 
Sehr banale Fragen. Aber es waren eben die Art von Fragen, die man im Affekt, im Traum und ohne große philosophische Vorbereitung so stellt. 
Ich weiß die Reihenfolge nicht mehr genau, das ist aber hier jetzt auch nicht wichtig. 

Zunächst fragte ich sie, ob sie denn noch etwas essen muss. 
Sie antwortete, nein, sie müsse nichts mehr essen. Ihr inneren Organe wären ja quasi nicht mehr in "Betrieb" und essen würde keinen Sinn mehr machen und auch keinen Vorteil, außer dem des Genusses, bieten. 
Manche Tote würden allerdings aus Genuss weiterhin essen. Sie zum Beispiel verspeise gelegentlich ein Stück Zwetschgenkuchen. 

Dann fragte ich sie, was für Kleidung denn in der "Nachwelt" getragen wird. Oder verhüllt man seinen Körper etwa gar nicht mehr?
Sie erklärte mir, dass das, genau wie mit dem Essen, jedem völlig offen steht. Der Einfachheit halber, und um zu symbolisieren, dass jeder gleich ist, und in der Nachwelt keinerlei Machtgefüge und Hierarchien mehr bestehen, tragen die meisten einfach weiße Kleider. Manche brauchen aber bunte oder einfach andere Kleidung, um sich wohlfühlen. Das ist ihnen auch erlaubt. Sie selbst trage öfters ein bisschen rote Kleidung, weil sie meint, die Farbe rot gehöre einfach zu ihr und mach sie und ihre Umgebung glücklich. 

Meine nächste Frage war die, mit welchen Menschen sie denn jetzt im "Jenseits" in Kontakt steht. Hat sie schon alte Freundinnen wiedergetroffen? 
Ja, man würde auf wundersame Weise immer wieder Menschen begegnen, mit denen man auch früher in Kontakt stand, bis sie eben verstarben. Sie hätte schon einige alte Bekannte wiedergesehen. 
Dabei zeigte sie mir innerlich eine Art Film, in dem ich diese Menschen sehen konnte. Sie waren in einem weißen... Raum, der keine Wände hatte und unendlich war. Entfernte sich ein Mensch, verschwand er langsam, als würde er in einen Nebel hineinlaufen. 
Immer wieder tauchen neue Menschen mit unterschiedlichster Hautfarbe, Nationalität und Persönlichkeit auf. 
Meine Großmutter erklärte mir, dass man sich wunderbar verständigen kann, auch, wenn man als Lebendiger noch eine ganz andere Sprache sprach, als der Gesprächpartner jetzt. 

Ich fragte sie anschließend, ob sie denn ihren Vater, der wenige Jahre vor ihre verstarb, wieder getroffen hatte. 
Meine Großmutter verehrte ihren Vater sehr, allerdings bekam ich flüchtig mit, dass es in der Familie auch gewisse Spannungen und Probleme gab, deren genauen Hintergrund ich jedoch auch nicht kenne. 
Ja, sie hätte ihn schon einmal gesehen. Er hätte in einem Chor gestanden (er war zu Lebzeiten recht musikalisch, sang etwas und spielte hervorragend Klavier) in einer der hintersten Reihen links (sie zeigte mir mental ein Bild davon). Sie hätte gern mit ihm gesprochen, doch als er sie sah, sang er das Stück zwar noch zu ende, mit leicht ängstlichem und unruhigem Gesichtsausdruck und verschwand danach recht schnell. 
Sie vermutete, er würde sich vor ihr verstecken. Sie wisse nicht genau weshalb, aber er würde wohl seine Gründe haben und noch etwas Zeit brauchen. 
Ich war überrascht, wie gelassen sie das hinnahm. Insgesamt ging eine große Ruhe und Gelassenheit von ihr aus. 




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